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Diese Seite wird erst nach und nach entstehen. Bilder wie Texte stammen zwar von mir, dienen im Moment aber nur als Platzhalter anstelle alternativer "Lorem ipsum ..."-Zeilen. Natürlich ist Lesen trotzdem erlaubt.

 

© Anita Seitz

 

Vaterland

 

"Heimat" sagte sie, "ist etwas für Menschen, die Vater und Mutter lieben." und drückte die Zigarette aus. Verwirrt schwieg er. Eigentlich interessierte es ihn nicht besonders, woher sie kam, vielmehr lag ihm daran, sie dorthin zu kriegen, wo er sie heute Nacht haben wollte.
Aufgefallen war sie ihm, weil um sie herum eine Art Vakuum entstanden war; die anderen Gäste hatten sich in Gruppen zusammengefunden, nur sie stand allein an der Balustrade, rauchte und schien ins Leere zu blicken. Irgendetwas gefiel ihm an ihr, ohne dass er hätte sagen können, was es war: ihre aufrechte, gespannte, fast fluchtbereite Haltung, das rotbraune, zu einem Zopf geflochtene Haar, ihre Jugend und Zartheit? Sollte er sie ansprechen? Er war nicht gerade ungeübt darin, Frauen kennen zu lernen. Meist mochten sie seine Natürlichkeit, seinen beiläufigen Charme. Und oft waren es die in-sich-Gekehrten, die dankbar für seine Aufmerksamkeit die Einladung zu einem Glas Rotwein annahmen, aus der wie selbstverständlich eine gemeinsame Nacht wurde.
"Woher kommen Sie?" hatte er sie schließlich gefragt, mit diesem leichten Timbre in der Stimme, von dem er wusste, dass es die Frauen lieben. "Ich habe Sie hier noch nie gesehen." Zuerst schien sie ihn gar nicht bemerkt zu haben, und fast wollte er sich wieder nach der Blonden umsehen, deren Blicke voll resignierter Sehnsucht ihm ein Versprechen gegeben hatten. Dann dieser verwirrende Satz, und mit erstaunlich entschlossener Stimme fügte sie hinzu: "Kommen Sie." Ohne sich noch einmal umzusehen wandte sie sich dem Ausgang zu. Einen Augenblick zögerte er, dann ging er ihr nach. "Wohin?" fragte er, als er sie eingeholt hatte. "Später" sagte sie und öffnete ihm die Tür ihres Wagens. "Warum nicht?" dachte er und stieg ein.
Sie schien genau zu wissen, was sie wollte, keine Ziererei, kein Getue – um so besser. Er hasste Szenen, wenn er ging, und er ging immer. Einmal hätte es anders sein können – aber dann plötzlich die Schwangerschaft. Das Stellenangebot im Ausland kam gerade recht. Er sah sie nie wieder, und nur in den seltenen Augenblicken, in denen ihn seine mühelosen Eroberungen langweilten, erwachte diese Erinnerung an etwas Einzigartiges.
Die Bucht war weit und einsam, Meer und Himmel von einem unglaublichen Blau. "Perfekt", dachte er, als sie eine Decke und ihre Tasche vom Rücksitz nahm und ausstieg. Erst als der Schuss fiel, bemerkte er die Ähnlichkeit.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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